Ein Problem der Gamestudies ist bis heute, dass viele durch ihr eigenes Spielen motiviert sind und ueber dieser Bewunderung oft nicht in der Lage mehr sind, die Distanz zu ihrem Untersuchungsgestand zu wahren bzw. aufzubauen. Etwas, was fundamental ist fuer Wissenschaft. Das kommt etwa zum Tragen, wenn unbedarft ueber Games und Kunst geredet wird ohne die geringste Differenziertheit oder wenn es Vorträge gibt, die nicht mal sehen, dass sie einfach die designten Inhalt (eines Megakonzerns) nacherzählen. Anders gesagt: Gamestudies sind oft mitten drin, statt draussen am objektiv ‚Wahrnehmen‘ – oft fehlt schlicht und ergreifend die Kritik am Medium mit seinen konkreten Untermedien wie jedes Game eines ist. Oft ist es mehr Bewunderung, auch Bewunderung, weil man gar nicht so weiss, wie Games funktionieren.
Motivationsmechanik
Denn letztlich geht es ja gerade darum, herauszufinden, wo diese „Bewunderung“ herkommt oder anders gesagt, was die „Motivationsmechanik“ ist. Der Bereich ist oft deswegen ein weisser toter Fleck mit vielen Buchstaben umrundet.
Narratologie vs Ludologie oder Regelsysteme in verschiedenen Ausprägungen
Historisch kommt hinzu, dass die Gamestudies zuerst einmal vereinnahmt wurden und als ein weiteres Feld gesehen wurde, wo man alle die Erkenntnisse anwenden kann. Eine Art Kolonialsisierung begann, die nicht umsonst im ewigen Clash von Narratologen (klassische Metageschichte der Wissenschaft) und Ludologen (klassische Inkarnation der Kybernetik) weitergefuehrt wurde.
Dies ist letztlich auch lächerlich, denn die gesamt Narratologie beruht letztlich auch auf Regeln und ist eine Untermenge von allgemeinen Regeln. Oder bezweifelt ernsthaft jemand die Regelhaftigkeit von Sprache (Interessant wird es natuerlich in der Poesie). Psychologisch ist die Narratologie (als Narrative Mechaniken) dagegen eine der wirkungsmächtigsten Ideen ueberhaupt (siehe Narrative Mechanics).
Interessanterweise sind die Gamestudies aber wieder an ihrem Ausgangspunkt angekommen: Alle aber wirklich alle, haben nun die Games entdeckt und analysieren es als SpielXYZ in ihrem Wissenschaftsuniversum. Es wird behandelt wie Film oder wie ein Buch. Stuelpen wir mal einfach die bekannte Fachtheorie des eigenen Fachs darueber. Insofern ist die Scene nicht viel weiter als vor 20 Jahren.
Das Erbe eines Kampfes
Leider kommt hinzu, dass sich die Gamestudies bis heute als die Unverstandenen sehen, also die, die gegen alle Widrigkeiten fuer ihr Thema kämpfen. Das ist und war natuerlich so. Es ist und war sogar ein vielfacher Kampf (siehe anderen Blogeintrag) – gegen eine Kultur, die Spiele immer beäugte, gegen eine Wissenschaftskultur, die Spiele nie witzig fand (ausser als Rollen- oder Spieltheorie) und die Subverstität von Games schon gar nicht mochte, gegen eine Kultur- und Kunstszene, die Games immer schon unseriös fand. Und da finden sich dann alle Gamestudiesleute und meinen ‚Jetzt sind wir in der Community, die mich versteht‘. Das Verbindende ist dabei aber meist das „Game“ und nicht viel mehr. Und die Erfahrung des Spielers* und vielleicht die Erfahrung des besseren „Spielers“. Da herrscht dann oft, die Undifferenziertheit in Reinkultur. Und dies nach mehr als 20 Jahren „Forschung“.
Doppelte Analyse
All dies ist gekoppelt mit der Digitalisierung und dem Verstehen, dass digitale Medien, doppelte Medien sind: Sie verbergen ihre Ausfuehrung und in dieser Ausfuehrung steckt wiederum ein kleiner standardtisierter Mensch und erst dann tritt der Spieldende* uebers Gameplay in seinen vorgefertigten Cage und ja der ist teilweise nicht anders, als das was Iser fuer den Text beschrieb: Er ist voller Leerstellen, aber niemals ganze frei (soweit wir wissen). Es ist und bleibt die Kontrolle, die interaktive Kontrolle ueber den Text (im Allgemeinen). Und da liegt viel Interessantes.
Es ist Zeit, dass die Gamestudies aufhören, naiv zu sein mit dem meist designten Massenmedium Game oder trivialer: digitale Spiele sind nicht besser und nicht schlechter als all die Massenmedien vor ihnen. Sie sind nur eines der ersten Medien, das konsequent KI der ersten Generation nämlich Programmierung konsequent nutzt.