Experimentelle Archäologie im Bereich Games – also die Erstellung von „Artefakten“ – mit den Mitteln der Zeit – etwa den 90er Jahren hat verschiedenste Aspekte, die neben dem Outcome, interessant sind.
Hier zusammengefasst einige:
Die Arbeit
Experimentelle Archäologie ist auch konkrete Arbeit. Sie ist nicht nur ein Nachdenken über eine Zeit, sondern sie ist auch ein ’nachgefühltes‘ Leben in dieser Zeit – in ihrem Frame. Diese Erfahrung ist in vielen Fällen ein Erleiden – es ist eine ‚Zeitreise‘ in langsame Tastaturen und ab und zu ist es das auch das Gegenteil, das Sehen, wie die Dinge damals ineinander greifen. Es zeigt Systeme, die damals wunderbar funktionierten und heute ganz anders gehen. Dadurch erscheinen die älteren Systeme strange und seltsam.
Erkenntnisse
Die Erkenntnisse der Mühen sind nicht nur „angelesen“ sondern erlitten. Die Aneignung ist dabei meist mehrfach. Zum einen in endlosen Stunden von NIchtfortschritt. Selbstverständliche Dinge werden neu eröffnet und es wird klar, für welche Probleme, welche Lösungen gefunden wurden – ob gute oder miese – es muss nochmals erdacht werden . Es ist auch eine Distanzierung zum alleinigen Produkt und dem Vergleich nur von Produkten. Es eröffnet radikal die Entstehungsprozesse und auch deren Machtverhältnisse.
Überqueren der System-Grenze
Mit jeder experimentellen Archäologie übertritt man* im Handeln die Grenze von Systemen bzw. erfährt was das damalige System ausmachen konnte. Es ist ein Erleben in den etwa technischen Systemgrenzen. Und damit übertritt man die Grenze rückwärts und kann teilweise tief hinein schauen in andere (‚rekonstruierte‘) frühere Realitäten. Dabei hilft gerade Entwickler*software, weil sie zeigen, wo man damals war – was die damaligen Ideen waren. Die Entwicklungspfade auch etwa in Grafiksachen zeigen den Möglichkeitsraum auf. Sind heute noch teilweise nachvollziehbar und auch die Differenz zu den heutigen Tools und Möglichkeiten wirft ein Licht auf die Gesellschaft und etwa ihre Digitalisierung.
System und offene Zukunft und Vergangenheit
Bei der Erstellung kommt früher oder später deswegen immer die Frage auf: Ok, was war bestimmend damals, welche Diskurse gab es. Was war möglich rein Diskursiv, was unmöglich. Auch die Frage „Was waren die Hoffnungen“, „Was könnte passieren“ ist virulent und natürlich wie interpretiert sich die Vergangenheit. Experimentelle Archäologie eröffnet diese Fragen auch neu, weil immer auch das Heute mit diesem ‚generierten‘ oder rekonstruierten Gestern verglichen wird. Weil es damit ein Denken einleitet über die Systemverhältnisse einer Zeit und damit neben einer positivistischen Weltansicht auch eine ‚realistische Welt damals‘ ins Spiel kommen muss.
Siehe dazu auch die Projekte Squarez, HolyCube, Identity Wars, Planet Coward > Research