Warum gibt es in der Demoscene so wenig zufällig generierte Effekte? Neues das entstehen kann in den Routinen und dann im Sehen?
Das Meiste ist volle Kontrolle über das „neue“ Medium – bis heute. Oder zumindest kontrolliert die Musik die Effekte. Aber das ist eigentlich ein bisschen Dasselbe. Es ist eine Kontrolle. Man kann sogar die Auswahl der Musik mit klassischem Technobeat(Technobit) so lesen: Kontrolliere es alles.
Ein neue Cyberwelt – eine neue kontrollierte Cyberwelt.
// Vgl. Dazu Games als Kontrolle in einem Kontrollraum (Cyberraum).
Es ist eine alte Forderung in Spielen, einen Stil zu haben in einem Spiel. Es zu keinem Bruch kommen zu lassen, weil dadurch die Welten zerfallen. Selbst in Scifi-Settings, wo oft zwei Kulturen aufeinander treffen – wird etwa Giger-Design-Technik gebraucht: Die Dinge verfliessen ineinander. Das Neue – das Alien benutzt, das Alte, um es zu „ersetzen“. Es sprengt den alten Körper, nachdem es das Alte benutzt hat.
Dabei wären ja zwei wirklich unterschiedliche Stile interessant nebeneinander. 3D und Pixel im einfachsten Fall und nicht ihre Verschmelzung zu etwas neuem Ganzen. Also mehr Kollage mit harten Kanten als Technik als Verschmelzung. Dazu gehören dann auch die 90er Jahre Spiele, die versuchten Handgezeichnetes 3D Rendering mit echten „Vektorgrafiken“ zu mischen. Meist nicht mit sehr viel Erfolg sondern eher einem seltsamen „Gefühl“ beim Betrachten.
// ToDo: Ein paar Beispiele raussuchen
Und natürlich haben solche Stile, die das ausprobieren, auch ihren Preis: Sie kosten buchstäblich das Mehrfache (müssen sie ja zumindest abgeglichen sein, aber warum? Damit alles zusammenpasst?). Im Analogen fängt das beim Material an: Da sind Schlüsselanhänger etc einfach aus dem selben Material (etwa Plastik), da lässt sich schwierig ein Medienbruch ‚reindrücken‘. Das ist dann auch ganz anders als die Multimediaproduktionen der 60/70er Jahre, wo genau das gesucht wurde: Kombiniere Metall mit Glas oder Horn.
Die Zeit von 1980 bis 1996 ist im Bereich der Politik eine Entgrenzung. Das visionierte Ende der klassischen Staaten und die Idee von einer neuen zumindest Zusammenarbeit. Einem runden Globus ohne Systemdenken – oder klarer: Nur noch dem Systemdenken des Kapitalismus. Es entsteht – so könne man es sehen – eine neue Bewegung die „Globalisierung“. Diese schafft einen neuen Layer in dieser Welt. Und die Computertechnologie ist ein wichtiger Layer, der teilweise auch mit diesem Zusammenfällt.
Etwas Ähnliches passiert auch in der Microcomputerszene: Die Technlogie löst sich langsam vom „Substrat“. Die Hardware wird immer flexibler und ausbaufähiger. Der PC löst den Homecomputer auch zu Hause ab (wobei auch schon der Amiga ). Der neue „Heim-„Computer entledigt sich seiner Begrenzung durch den Fernseher und seine Auflösungen. Spätestens mit Windows95 ist im Massenmarkt – jenseits des Macs und der Homecomputer – auch die Breitenwirkung des Computers mit GUI da. Der digitale IconicTurn ist nun die Allerwelt. Das Internet setzt sich als grafische Oberfläche fürs Web und als einzige Hypertextvariante durch. Auflösungen sind nun virtuell, Text adaptiv. Auch setzen sich Dateiformate über die Grenzen der Computerwelten durch – letztlich ist HTML eines.
Die 3D-GrafikKarten verabschieden auch die rasterbasierten Welten und das Paradigma wechselt definitiv auf Vectoren als Frame für alles. Auch OpenGL setzt seinen Siegeszug ausserhalb der 3D-Szene fort.
Und dann ist 1996 natürlich auch die Einführung der ersten (neben Flash davor) platformüberschreitenden VirtualMaschines.
[…]
Betrachtet man die heutige Welt ist die Frage: Wann kommt wieder der Rückzug auf die eigene Hardware? Das Substrat? Ist diese Entwicklung abgekoppelt vom Politischen, wo gerade die wieder Anknüpfung an eine „schöne“ Vergangenheit gefordert und „gewählt“ wird?
Hier ein kurzer Einblick in die „Ideation“ einer Demo von Depeche (Spreadpoint) in einem privaten Discord-Channel:
ixistenz (rené b.) — 06.01.25, 12:20 wie entscheidest du, was für eine demo du machen willst? was sind die motviationen, die suche des themas?
Depeche — 06.01.25, 15:52 Gute Frage. Oft sind es visuelle Eindrücke/Bilder/Filme, die ich irgendwo aufnehme. Dann überlege ich mir ob es eine Möglichkeit gäbe die auf dem Amiga zum Leben zu erwecken. Wenn ich eine 50% Chance sehe, dann versuche ich es und es führt zu einem Demo.
In einem Gespräch mit Greg Niemeyer (https://www.gregniemeyer.com/metered-tide – Berkley / GameDesign / Medienkunst / 1992 ausgewandert ) anlässlich eines Besuches an der ZHDK ging es um die Frage, warum die Cracker/Demoscene oder überhaupt die Ganze damals neue Digitalwelt nicht wirkungsmächtiger heute (in einer fast totalen ‚Digitalität‘) ist oder anders gesagt mehr im Mainstream angekommen ist (vor allem meine Frage). Er hat darauf hingewiesen, dass es natürlich auch um eine Subkultur der 80/90er Jahre ging, die gar nicht gross sein wollte (bekannt, als Anti-Statement) und auch ihr Subkultursein gepflegt hat oder dies als Chance sah. Und er stellte auch fest, dass man nicht unterschätzen dürfe, dass natürlich einige Teile partiell auftauchten im Mainstream. Auf der Suche nach diesen Fragment im Mainstream ging es dann etwa um Phänome der ersten 3D-Figuren in Musikvideos bis zu Kraftwerk oder von Medienkunst-Ausstellung inspirierte populärkulturelle Werke. Diesen sieht man tatsächlich dann heute nicht mehr an, dass sie eben damals sehr wohl aufgegriffene Underground-Kultur gewesen waren.
Und ja vermutlich muss man wirklich vermehrt nach diesen Bruchstücken suchen, auch gerade um eine Mechanik der 80/90er Jahre zu verstehen, Gruppen denen es tatsächlich um Subkultur als eigenes System ging – als AntiMainstreamkultur. Gerade die Demoscene etwa trägt ja Züge einer solchen Subkultur, die gerade nicht öffentlich sein möchte bzw deren Motivationsdesign auch ohne externe Öffentlichkeit funktioniert (Parties, Challenges).
Vielleicht auch gerade ist, weil die Welt rund herum heute Digital ist.
// ToDo: Herausfinden, wie gewollt eine Abschottung ist. Tendenziell wird ja schon versucht mehr Leute in die Szene zu bringen. Aber zuviele? (>Elite Diskussion Gleb)
Wir sollten anfangen die Games als Fortführung des Kolonialismus und der Sklaverei zu lesen. Quasi das Empowerment des kleinen Mannes und seiner Möglichkeiten.
In Assembler viel viel öfter als in Hochsprachen. Ein Grund neben mehr Kontrolle, weniger Check – auch die Schwierigkeit des Debuggens oder einfach Werte ausgeben (StdOut) ist nicht.
Andere „Bewältigungsstrategien“: Mails, News, Social Media […]
Sicherlich ist die Crackerszene geprägt von den Ideen des Individualismus der 80er Jahre und aber auch des Zusammenarbeitens. Anders wären spätere Cracks/Trainer und Crackintros oder dann Demos gar nicht möglich gewesen. Es wird auch klar, wann dann tätsächlich diese Megademos entstehen als neues eigenständiges Produkt.
Alles selbstgeschaffen, Götter und die neue „Elite“
Eine grundsätzliche Kategorie, die heute schwer verständlich ist, ist dass die Computer dieser Zeit eine neue Möglichkeit war, Dinge zu kreieren. Dies sieht man auch sehr krass in den Statement der ersten Generation der Computerentwickler in England. Es war also nicht klar, was man da schuf, aber man* war sich klar, dass man es schuff und dass hier nichts ‚vererbt‘ oder ‚geerbt‘ werden konnte.
Weshalb: Zum einen war die Maschine Computer neu, Erwachsene oder die Öffentlichkeit interessiert es meist nicht. Es gab also nichts zu erben. Es konnte auch nicht an einer Schule/Uni ‚gelernt‘ werden. Das heisst, es war allen klar, dass die Macht dieses mal (Empowerment) aus dem Individuum bzw. den Gruppen selbst kam. Aus diesem Grund war der Computer eine Utopie von Aufstieg und zwar von selbstgemachten Aufstieg – konkreter von Leistung. Diese „Leistungselite“ ist eine Elite, die Zukunft und die Möglichkeiten sieht und tatsächlich konkret beteiligt ist an der Durchsetzung des Mediums Computers – die Gesellschaft mitverführt – die Cracker* mit Unterhaltung, die Demoscenler* versuche es in derselben Sparte und die Gamedevs* ebenso mit Unterhaltung. Daneben gibt es noch Texter*, Grafiker*, Musiker* – sie alle haben ganz neue Tools in der Hand – Zukunftstools.
Es ist also kein Zufall, dass die Idee der Götter* über eine neue Welt hier auftaucht. Denn sie waren die Götter* über die Leere und das Dunkle der Computer und deren Cyberspace. Sie kontrollierten diesen Raum – und das als „Diktatoren“ – denn sie diktierten, die Regeln dieser neuen Welten. Sie waren in ihrer Wahrnehumg, die die das Licht brachten. Licht in eine neue Zukunft.
Nichts mehr bringt das Lied von Kraftwerk zum Ausdruck: „Am Heimcomputer programmier ich die Zukunft mir.„
Man kann das Elite-Denken, das Gleb thematisiert eben auch so sehen: Als ein ganz neues EliteDenken. Es ist nicht mehr das Elite-Denken des Adels, der Politik oder des Hochschulen. Hier ging es um eine ‚gedachte‘ neue Elite. Für einmal hatten die ‚Freaks‘ ihre Zukunft in der Hand ohne jemand darüber.
WorldWideWeb als nächstes neues mitgestaltbares Land
Selbstverständlich hat sich das sehr bald als überholt dargestellt, als statt der Homecomputer am Ende die PCs wieder die Welt übernahmen. Und viele der Protagonisten in den Bereich wechselten der ebenfalls neu war und in dem man* Geld verdienen konnte – der Webbereich – dies war ein ebenfalls noch nicht instutionalisierter Bereich – der dann um 2000 als Bubble „zusammengebrochen“ ist oder eher „realistischer“ geworden ist.
// ToDo: Mehr Thematisierung, warum das Digitale nicht wahrgenommen wurde vgl. dazu auch TechnologieFeindlichkeit.
// ToDo: BlogEntry zur Frage des Politischen in diesen Bewegungen