Von Beat Suter, David Krummenacher, René Bauer
“In den 80er Jahren war Airbrush-Kunst überall präsent – in Filmen, Spielhallen, im Fernsehen, in der Werbung. Palmen, Kirschen, Dreiecke, Cyborg-Frauen, Sonnenbrillen, Gitter und Blitze – jede Menge Blitze – mit Airbrush gemacht, konnte man in jedem Magazin am Kiosk finden.” (Brian 2015)
Wer erinnert sich nicht noch an die Chrom-Designs der 1980er Jahre? Überall, wo es Oberflächen gab, tauchten sie auf, die metallischen Buchstaben, Linien und Charaktere: auf Billboards und Plakatwänden, auf Autos, im Event Design, in Magazinen und in Logos von Firmen. Es wurde sehr viel mit der neuen Technik des Airbrushs gearbeitet. Die Technik war effizient und liess sich grossflächig und schnell anwenden. Und als es möglich wurde, auch mit Farbverläufen zu arbeiten, wurde das neue Design auch ins Desktop Publishing übernommen. Mit neuer Bildbearbeitungssoftware wie Deluxe Painter und Photoshop wurde das möglich. Von da weg, ging es nicht lange, bis das Chrom-Design auch allmählich in die Games eingedrungen ist. Inspirierte die Programmierer und Grafiker experimentierten gerne mit den neuen Stilen.
“Die 80er Jahre waren ein Jahrzehnt des Exzesses, der Gier und der langen Haare, um nur einige zu nennen, aber es war auch die Blütezeit der Airbrush-Kunst.” (Brian 2015) Als Teenager wollte man in den späten 80er Jahren unbedingt einen Airbrush haben, damit man die Logos der Lieblingsbands auf die Rückseite der Jeansjacke malen konnte. Der Spielzeug-Sammler Brian macht aber auch darauf aufmerksam, wie schwierig es war, gut mit einem Airbrush zu arbeiten. “Meine Airbrush-Düsen verstopften ständig, und ein unbeständiger Kompressor machte die Sache schwierig, während der Computer einfach, sauber und geruchsfrei war.” Aber wenn man genügend Geduld investierte, war es einfach unglaublich, was man nur mit dem Airbrush herausholen konnte: Starbursts, Schichten, Transparenz und Geschwindigkeitslinien.
Einfacher war es dann mit den Computern. Deluxe Painter und Photoshop waren die Grafikprogramme, die ab Mitte 1980er Jahre Farbverläufe ermöglichten. Damit konnten die digitalen Designer nun langsam den Airbrush Künstlern wie Oliver Frey ein wenig Konkurrenz machen. Die meisten konzentrierten sich in erster Linie auf das Design von Lettern in Titeln, für Startscreens und für Covers. Das machten die Schweizer Designer nicht anders. Auch sie haben sich dem Chrom-Design angenommen, so dass über eine Zeitspanne von sicher 10 Jahren recht viele Logos und Game-Titel in Chrom-Design entstanden – insbesondere der Schweizer Publisher LINEL hat den Stil immer wieder angewendet, und zwar analog wie auch digital. Wir haben eine Auswahl davon zusammengetragen.

Abbildung 1: Insanity Fight (1987) Startscreen mit Chrom-Design und Blitz-Effekt.

Abbildung 2: Argonica war der Publisher Name für das Spiel WarHeli (1987).

Abbildung 3: Erstes LINEL Logo für das Spiel Crack (1988) in Startscreen Sequenz.

Abbildung 4: LINEL Logo von 1988 – 1992.

Abbildung 5: LINEL Logo von 1992 – 1995.

Abbildung 6: Für das Spiel Chanmpionship Shhooting (1988) hat vermutlich Orlando dieses Logo für das Entwicklerteam Golden Gate Crew gestaltet, das in den Startscreen Sequenzen erschien. Neben den Chrom-Buchstaben erschient erstmals auch ein Character in gleichem Design.

Abbildung 7: Etwas zurückhaltender dann der Titelscreen des Spielstarts mit einem dezenten Farbverlauf im Titel und etwas stärker akzentuiert im Namen der Entwickler.

Abbildung 8: Richtig chrome-tastic dann der Name des Spiels Traders (1990) auf der Box des LINEL-Spiels sowie glitzernde Objekte. Wurde hier mit Airbrush gearbeitet?

Abbildung 8: Startscreen des LINEL Spiels Necronom (1990) mit goldenem scheinendem Farbverlauf im Spieltitel sowie den dreifarbigen Farbverläufen in allen anderen Buchstaben und Zahlen.

Abbildung 9: Das Cover für Clown-o-mania (1991) wurde ebenfalls von Orlando gestaltet. Es zeigt einen metallischen regenbogenfarbigen Titel sowie diverse Objekte mit glizernden Punkten und Sternen.

Abbildung 10: Der Startscreen von Kaiser (1988) für Amiga von LINEL, bereits mit glänzendem Gold Chrom-Effekt versehen.

Abbildung 11: Die spätere PC-Version von Kaiser Deluxe (1995) nimmt das Chrom-Design im Startscreen-Schriftzug Kaiser wieder auf, stellt es aber nicht mehr in den Mittelpunkt, sondern integriert es in das Stilleben mit Brille und Buch.

Abbildung 12: Die Box von Kaiser Dleuxe (1995) enthält ebenfalls den Kaiser Deluxe Titel mit entsprechendem metallischem Chrom-Effekt sowie das sich farblich etwas absetzende LINEL Logo.
Der Chrom-Effekt wurde weltweit in zahllosen Logos verwendet. Schaut man sich wieder einmal einen Film aus den 1980er Jahren an, hat man eine gute Chance, ein Chrom-Logo auf dem Bildschirm zu sehen, immer auf schwarzem Hintergrund und normalerweise mit einem krassen Soundeffekt von Metall, das auf Metall trifft.

Abbildung 13: Bekannte Logos aus den 1980er Jahren mit metallischen Effekten.
Auch heute findet man in der Werbung noch Airbrush-inspirierte Kunst. Sie ist aber durchs Band digital entstanden und wird nicht mehr mit Tinte auf Papier gebracht. Allerdings ist diese digitale Kunst fast ein wenig zu perfekt. Die Farbverläufe sind makellos, während ein Airbrush Painting immer kleine Unregelmässigkeiten aufwies, die das Ganze echter aussehen liessen. (cf. Brian 2015).
Literatur:
Brian (2015), Airbrush art of the 80’s was chrome-tastic! In: Cool & Collected, Blog, March 26, 2015, https://www.coolandcollected.com/airbrush-art-of-the-80s-was-chrome-tastic/, (28. Mai 2025).