Erfahrungsbericht 1989: Listingspiel entwickeln und veröffentlichen

1988 hatten wir (mein Bruder 16, ich 17 und meine Schwester 15- wir lebten auf Bauernhof in der Ostschweiz Region Bodensee.) einen Atari 520 ST, den wir damals uns über den Musenalpexpress (eine weitverbreitete Sache wie man auch hier sieht) – einem papierenen Socialmedia aus heutiger Sicht (viele Gedichte und eigene Texte) – gekauft hatten mit eigenem Geld (zwei Jahre davor?).

Im Gespräch war auch noch ein Schneider CPC (mit 3.1 Zoll Disketten). Am Ende machte es aber (Gott sei Dank) ein Computer mit einer grafischen Benutzeroberfläche wie der Mac, den ich 2 oder 3 Jahre vorher in einem Computercamp in Romanshorn kennen gelernt hatte. Ein Ah-Erlebnis im Vergleich zur MS-DOS-Shell in der wir Basic starteten und programmierten in dem Camp und dem C128 in der Sekundarschule. Der Atari ST war günstig und mit bestem Preisleistungsverhältnis und er war vorallem modern: Grafik, GUI, Maus und schnell. Aber: Als Erstes mussten wir unser Single-Disk-Laufwerk (360kb) mit einem DoubleDisk (720kb) nachrüsten. Dieses besorgten wir uns ‚ennet‘ der Grenze in Konstanz.

Unser Haupttreffpunkt war aber der Computerladen „Rietman“ in der Frauenfelder Innenstadt. Wo man nach der Schule hinging und Dinge wie Spiele ausprobierte, die man sich nicht leisten konnte.

Aus einem Ricardo-Inserat, der Sticker auf einem Commodore PC.

Umfeld

In unserem Umfeld gab es noch jemanden, der hatte einen C64 mit Datensette (Barbarian musste gespielt werden selbstverständlich eine Raubkopie) und Kollegen mit Amigas, die selbstverständlich nichts von den Atariänern hielten (also den Computern). Es war der klassische Techno-Identitätkampf am Samstagabend. Wir spielten da selbstverständlich auch am Amiga – aber niemand hatte einen Atari ST. Und in der Kantonschule Frauenfeld gab es alte PC 1s mit Herculusgraphikkarten im Haus Erika. Tauschkollegen lernte ich erst viel später kennen – die auch einen Atari ST hatten. Daneben gab es noch die Gruppe der Consolenspieler (Anfangs Intellivision, später NES, Mega Drive, PC-Engine). Daneben gab es noch 3 Spielsalons in Frauenfeld, wo wir Spielen konnten (Seltsamerweise konnte man da ab 16 rein). Anders gesagt: Wir waren auf uns selbst angewiesen, was Software anging.

Listings, die billigste Software

Wir tippten am Anfang auch – wie viele – andere Listings ab – schliesslich war das Geld für den Computer draufgegangen und Heftchen wie das HappyComputer, dann 68000er (es gab ja noch den Sinclair QL) und am Ende dann später das Spezialisierte ST Magazin) waren etwas zum Träumen, zum Wissen, was es alles so gab damals. Alles was wir uns nicht leisten konnten. Was gab es Neues? Wie verwendete man so einen Atari ST bis hin zu wie etwa jemand einen Mac für seine Comic-Produktion benutzte. Unsere ersten gekauften Spiele waren Jupiter Probe, Road Runner und Star Trek. Alles was wichtig war, stand in diesen Heftchen. Aber es gab eben auch immer Software als Listings.


Und Listings gab es zu fast allen Themen (Games, Tools etc). Und es gab teilweise auch Preise dafür. Und diese waren für damalige Verhältnisse recht hoch: mehrere tausend Mark.

Das eigene Listingspiel

Und so entwickelten wir auch ein Basic Spiel. Dabei war der Atari ST natürlich nicht die Spielmaschine von Haus aus, dazu fehlte alles von Sprites, Scrolling bis hin zu gutem Sound. Alles was der Amiga so konnte.

Unser Spiel war recht einfach (unser Knowledge war auch sehr begrenzt – und frei zur Verfügung kam auch nur das Standard Basic von Atari mit): Es war ein „Kampfspiel“, bei dem die zwei Protagonisten (es war soweit ich mich erinnere ein zwei Spielerspiel) durch einen Graben getrennt waren. Man konnte den anderen Beschiessen. Die Gegner hatten 3 mögliche Positionen in der Höhe (oder war es stufenlos?). Und so hat man sich gegenseitig beschossen. Die Grafik war aus 2d-Primitiven zusammengebaut – vor allem Kreise und stellten (soweit ich weiss) Gesichter/Monster dar. (Wenn man sieht, was man heute alles mit Primitiven macht in den Fantasyconsolen muss man schmunzeln – zurück 1989).

Es gibt leider keine Bilder, Screenshots oder gar Code von dem Spiel mehr. Der Titel des Spiels ist auch nicht mehr eruierbar.

Als wir fertig waren brauchten wir natürlich einen Gruppennamen und ich wir nannten uns Impression89. 89 war für das Jahr in dem wir das Spiel einschickten. In unserem Umfeld benutzten die Leute meist Namen aus dem Fantasy (Herr der Ringe) oder auch Scifi (Per Anhalter durch die Galaxies).

Ausdrucken?

Dann wurde das Spiel eingeschickt an welches „Heftchen“ weiss ich nicht mehr. Der Source-Code wurde über eine elektrische Schreibmaschine. Diese konnte tatsächlich über RS232-Kabel angeschlossen werden. Diese Schreibmaschine benutzte mein Vater für das Protokoll der Elektra (Organisation, einer Gemeinde, die das Elektrische organisierte) und später meine Mutter für das Protokoll der Schulgemeinde. Die Schreibmaschine besass auch schon einen Speicher, so dass man zuerst Tippen konnte, kontrollieren und erst dann drucken. Es war ebenfalls möglich Buchstaben zu löschen.

Danach begannen wir mehr und mehr den Computer mit einer Software zu nutzen als Eingabe und nur noch auszudrucken auf der Schreibmaschine. Mit Sondercodes konnte man zusätzlich die Farbe ändern, oder grösser und kleiner Schreiben, soweit ich mich erinnere.

Soweit ich weiss, bekamen wir keine Antwort oder wenn dann nur eine standardisierte. Auf jeden Fall wurde das Spiel nicht veröffentlicht.

Naming: Impression89/Imp89

Den Namen verwendete ich im Folgenden weiter bei allen Dingen, die ich entwickelte. Danach arbeitet ich vorallem mit GFA-Basic (modernes zeilenloses Basic) und experimentierte unter andrem mit dem Umbau des Joystick zu einer Überwachung des Zimmers mit den Fenstern und Türen. Nach dem Weihnachtsgeschenk des Borland Turbo C meiner Eltern entwickelte ich eine Zeit lang C, um danach auf Assembler umzusteigen. Wobei es schwierig war überhaupt Anleitungen zu kriegen dafür bzw. Anleitungen etwa zur Spielprogramierung. Dennoch entstanden einige Prototypen vorallem nachdem Atari eine überarbeitete Version vorstellte mit dem ATARI STE (Digitalsound, Scrolling). Dieser kam allerdings viel zu spät (sowohl als Spielkonkurrenz für den Amiga wie gegen die aufkommenden PCs mit 3D Grafikkarten). Von den damaligen Prototypen und Entwicklungen hat eigentlich nur etwas überlebt: Eine Demo für ein BulletBoardSystem für Atari ST „Hang Loose“ in Assembler. Dies hat der damalige Betreiber der Box (den wir einmal getroffen haben damals) anscheinend in die Demoscenearchives ‚eingespiesen‘.

Weiter mit dem Macintosh

Später stieg ich dann – anders als viele – Kollegen auf den Mac um. Die Gründe: man hätte weiter 68000-Assembler machen können (nie genutzt) und die Platform war halt innovativer als die PC-Platform. Dabei arbeitet ich vorallem mit C/C++ weiter unter dem Label Imp89 und entwickelte Games. Mindestens 2 Spiele waren Spielhallenumsetzungen für den Mac (PowerMac).
Mehr dazu findet man hier >

ToDos

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