„Deep Dive“: War Heli 1987, Atari ST (1MB)

Hiloko Kato, René Bauer

Folgender Text entstand dabei, als H. Kato und R. Bauer sich an einen Atari ST setzten im Gamelab der ZHdK. und War Heli spielten auf einem Orginal Atari ST(E).

Name: WarHeli
System: Atari ST
Entwicklungsplatform Atari ST
Release: 1987
Entwickler: Matthias Heubi; Matthias Kohler und andere
Besonderheiten: unter anderem guter CrackSchutz.

First Contact: „Box“


Das Spiel kommt in einer CD-Hülle daher. Sehr untypsich für 1987. Damals gab es mehrheitlich Boxen. (Siehe dazu B. Suter Eine Box ist nicht nur eine Box).

Die Grafik zeigt einen Hellikopter, der einen Panzer angreift auf einer Insel. Der Panzer scheint auch von einer Rakete vom Schiff (?) angegriffen zu werden. Das Titelbild erinnert stark an einen Comic (Feuernde Maschinengewehre, ein Helikopter, der nicht perspektivisch ist und nicht direkt auf den Panzer schiesst. ). Auch wenn es sich nicht direkt um einen Comic handelt. dahinter erstreckt sich ein grosser See oder Meer vor einem Gebirge, hinter dem gerade die Sonne untergeht. Der Sonnenuntergang ist colorful und spiegelt sich im Wasser.

Die Grafikt scheint ein Mischung zu sein auf Vektorgrafiken und AirBrush-Effekten (Glanz). Darüber thront dann War Helli als Schriftzug. In ihm (Materialität Chrome?) spiegeln sich wiederum die Erde? Der Sonnaufgang.

Alles in allem wirkt das ganze teilweise sehr zusammengestückelt.

// ToDo: Upchecken, ob es etwas zum Spiel bekannt ist > Interviews.
// ToDo: Konkretere Beschreibung des Stils, vergleich.

First Step: Hardware

Wir werfen War Heli auf der Atari 520ST an. Dies bedeutet, dass wir die Gamebox öffnen und eine Diskette herausfischen, um sie in das schreibmaschinenähnliche Gerät hineinzuschieben und das Gerät (wieder) einzuschalten.

War Heli hat nach Bedienungsanleitung verschiedene Möglichkeiten, es zu spielen: Tastatur, Mouse und Joystick. Dies ist aussergewöhnlich, da normerweise nur Joystick angeboten wird.

// ToDo: Interview, Nachfrage.

Interface Joystick: Competition Pro



Das Spiel bedienen wir mit einem Competition Pro Joystick. Der Joystick kann in der Hand gehalten werden, ist aber einfacher auf dem Tisch zu bedienen – festgehalten durch die andere Hand. Damit erinnert die Tätigkeit vielmehr an eine Spielsession an einem Arcade bzw. in einer Arcade-Halle als an ein Konsolenerlebnis zu Hause.

NES vs Atari ST

Wir vergleichen mit einer NES, die zu der Zeit ebenfalls auf dem Markt war (in Japan 1983, in Europa ab 1986 erhältlich). Hier wird durch die Nutzung eines Controllers [hier ein externer Beitrag zu der Geschichte von Game Controllern] das Spielerleben weiter abgetrennt von dem Bildschirm, sozusagen verlagert aufs Sofa. Man erkennt: Einerseits fördern Joysticks das Spielen von Heimcomputern am Tisch, andererseits wird evident, weshalb Joysticks langsam aussterben (hier dazu ein externer Beitrag).

War Heli kann man aber nicht nur mit dem Joystick spielen, sondern auch mit der Maus oder der Tastatur – die die Beschreibung „mit Joystick, Maus und Tastatur“ im Booklet zu War Heli ist also etwas irreführend, da es sich um Alternativen handelt.

Titlescreen, Gametitel und Screen beim Einstieg ins Spiel

Der erste Titlescreen zeigt das Firmenlogo „Argonica“, das durch Lichteffekte eine glasurartige Materialität beim Logo erhält. „presents..“ ist in Blockschrift gehalten (vermutlich sogar Atari ST Systemschrift), jedoch auch mit einem Farbverlauf, der den Grundstil zu repräsentieren scheint. Dazu beginnt die Titlescreen-Musik mit einem Einsprecher: „War Heli“, der vom Tonfall an coolen Machochismus erinnert.

Die ansonsten übliche Chiptune-Musik beginnt erst mit dem Gametitel. Dieser besteht aus massigen D3-Blocks, die an die Filmposter von The Life of Brian (1979), wie auch durch die liegende Position an Star Wars (1977).

Der zweite Titlescreen besteht aus dem Gametitel und Impressum ((Bilder noch nachzuführen)), und wechselt sich ab mit dem Highscore („Warheli Top Ten“, wobei die Aufmachung der grauen Plakette qualitativ nicht an die anderen Abbildungen herankommt). Die genutzte Farbwahl ist maximal, bedient sich also ziemlich wild an der gesamten Farbpalette, was man positiv als kreatives Überborden bezeichnen könnte.

Technischer Hintergrund: Farbpaletten sind gerade auf den 16/32 Bittern im Homecomputerbereich sehr beliebt. Damit sehen die Platoformen so aus, als hätten sie unendlich viele Farben. Das Ganze wird meistens mit Rastereffekten gemacht: Eine der 16 Farben wird auf jeder Linie ausgetauscht.

Menu?

Das Spiel scheint kein Menu zu haben. Es simuliert damit vermutlich einen Spielautomaten. Diese haben ja bekanntlich auch nicht wirklich ein Menu. Das heisst der Titelscreen übernimmt auch die Funktionalität des Menus mit seinen Subscreens.

Ingame: StartUp


Das Game startet mit einem Level-Screen. Auf der rechten Seite ist oben (m)ein Heli von vorne abgebildet, vor einem Sonnenuntergangs-Szenario, das Ferienstimmung verbreitet. Diese erinnert, insbesondere wegen der Ansicht von vorne an eine Vignette ähnlich wie bei Figuren, deren Porträts gezeigt werden ((Bilder nachreichen)). Vom Stil her erinnert das Vignetten-Szenario an die ikonischen Poster von Apocaplypse Now (1979) oder auch von Top Gun (1986) – Kampfflieger, die in den Sonnenuntergang reiten, äh fliegen.

Unter der Heli-Vignette sind Instrumente abgebildet, also ein Innenansichts-Ausschnitt des Helis. Oben befindet sich die Punkteanzeige, die ähnlich wie ein Tacho langsam hochgeht, wie auch runter (s.u.). Unten sind mit Helis die Lebensanzeige (man startet also mit fünf Helis) abgebildet.

Homecomputer Anpassungen vs Arcade

Auffallend ist hierbei die Anpassung an den Heimcomputer: Durch die Vignette und die Instrumenten-Darstellung auf der rechten Seite wird der Bildschirm begrenzt bzw. abgeschnitten. So wird die Spielfläche von der Horizontalen mehr in die Vertikale gebracht, so wie bei den Arcades und den Referenz-Spielen Tiger Heli und Xevious (s. auch unten).

// ToDo: Analyse zur Simulation des vertikalen ShootEmUp-Screens von auf Heimcomputern

Musik

Die Musik ist zweistimmig und mit Synkopierungen komplex. Zudem ist sie, im Vergleich zu der Musik von Tiger Heli (1985), ev. Xevious (1983), melodiös und erinnert wenig an Kampf- und Shooter-Themen. ((noch etwas genauer analysieren))

Levelankündigung

Die Levelbeschriftung kommt, ganz im Gegensatz zu den Titelscreen-Beschriftungen, grau daher. Damit gibt es zwei Lesarten, nämlich ob die Levelbeschriftung intra- oder extradiegetisch angebracht ist. Der Ingame-Schatten und der Schrift-Schatten sind jedoch nicht kongruent, was die extradiegetische Lesart plausibler macht. Der Schriftschatten liest sich also eher als Kontrastverstärkung.

Ingame HandsOn & Intertext: Tiger Heli

Die Industrielandschaft mit Lagerhaus und Röhrensystemen in Top-Down-Perspektive ist auch der Startpunkt des Spiels. Bei Spielbeginn fliegt der Helikopter in die Szene von unten hinein. Das Setting ist ähnlich wie bei Tiger Heli, auch die Geschosse erinnern 1:1 an den Arcade Klassiker von Namco, was auch bei den Rezensionen betont wird (s.u.)

Gameplay

Beginnt das Spiel, fliegt der Heli in das Spielfeld hinein. Es stehen der Spielerin fünf Helis zur Verfügung. Sobald man stirbt, wird der Screen zum letzten Checkpoint zurückgerollt, wobei dieser einen Bounce-Effekt vollführt und so den Immersionsbruch noch verstärkt.

Das Zurückrollen zeigt zum einen an, wie weit man gekommen ist, hat aber auch eine sadistische Komponente – im Vergleich zu den drei Leben in Arcades, wo das Spiel aber weitergeht –, insbesondere, weil die Levels relativ lang sind. Die Schussanimation ist relativ short range, was es notwendig macht, nahe an die Targets heranzufliegen und so die Schwierigkeit erhöht.

Die Grundmunition ist endlos, was ein Dauerfeuer und das Smashen des Joystick-Buttons vorteilhaft macht. Es können Spezialwaffen aufgenommen werden, die ähnlich wie glitzernde (Super Mario Bros. 1985), sich drehende (gibt es das in anderen Games?) Münzen auf Dächern zu finden sind. Diese Bomben vernichten auf einen Schlag alle sichtbaren feindlichen Truppen, sind aber relativ selten.

War Heli besitzt eine soziale Spielmechanik, indem keine Zivilistenfahrzeuge abgeschossen werden dürfen. Der Punkteabzug ist maximal, trifft man ein Krankenfahrzeug.

Das Spiel ist sehr schwierig. Man benötigt selbst für die ersten Levels 5-10 Minuten bis man dann in den nächsten Level kommt. Dies hängt vielleicht auch mit der Neuerung zusammen: ein Spielstand kann gesaved werden.

Abspeichern des Spielstandes

Ungewöhlich ist auch, dass der Spielstand abgespeichert werden kann – eine Neuerfindung gegenüber den Arcades. Das hat aber auch den Nachteil, dass nun der einzelne Level schwieriger sein muss.

Technischer Background

Die Sprites scheinen sehr gross und das nicht nur auf dem Atari ST. Dieser Homecomputer hatte keine Sprite oder Scrollingunterstützung auf der Seite der Hardware. In diesem Sinn ist das Spiel eine grosse Herausforderung gewesen und demonstriert das eindrücklich.

// ToDo: Ausmessen der Grösse der Sprites im Verhältnis zum Screen.

Kurzvergleich zu Tiger Heli

Interessant ist der stetige Verweis auf die Spielhalle. Ein Leitmedium damaliger Zeit. Die Frage ist allerdings: War das wichtig? Selbstverständlich gab es Glaubwürdigkeit. Aber am Ende ist es letztlich auch nicht besonders wichtig, die Leute spielten ja das Game.

Tiger Heli 1985 benutzte auch ein 3D Log und fokkussiert im Titelscreen auf den Helikopter (was War Heli interessanterweise nicht tut). Aber es gibt nur diesen Screen und von da geht es ins Spiel.

Bei Tiger Heli beginnt das Spiel sofort – anders als beim Homecomputerspiel War Heli. Hier kann man stundenlang im Menu warten. Auch eine Anpassung an die Homecomputergamezeit.

Ingame scheint das Sprite des AvatarHelis viel kleiner zu sein sein. (ToDo: Ausmessen) Die Kamera ist also höher.

Dadurch gibt es viel mehr zu sehen, zu übersehen und zu zerstören. Es scheint als orientiere sich Tiger Heli mehr an der ShootEmUp-Kultur. Die Gegner schiessen Diagonal. Eine soziale Mechanik gibt es nicht. Die Musik dödelt vor sich hin. Es wird auch hier eher vom gewaltätigen Inhalt abgelenkt im Vergleich zu heutigen Spielen. Siehe dazu auch Eine kleine Geschichte der Gewalt||akzeptanz in Games Teil I (In Arbeit Letztes Update 1.11.2024 >

Sowohl das Setting wie auch die einzelnen Elemente wie auch der Levelaufbau, da scheint sich War Heli sehr bei Tiger Heli zu bedienen. Auch die Gestaltung orientiert sich an Tiger Heli (ähnlichen Spielen) etwa die „Flap-Abwehr“ – besonders im zerstörten Zustand.

Spielbar ist das Spiel hier >
(Shift rechts insert coin – Start mit Return – Cursor und Schiessen mit s)

Das Spiel Tiger Heli scheint auch militärischer zu sein als bei War Heli: Aufmachung, Miltärfahrzeuge etc.
Die Anleihen von Tiger Heli jenseits des Namens scheinen klar zu sein. Wie bewusst, war es den Machern? (> Interview).

Erste Fragen und interessante Aspekte

Warum gibt es genau 33 Levels? Hat dies etwas mit Jesus (Todesalter) zu tun? > Interviews

Rezensionen und Weiteres

https://www.kultboy.com/index.php?site=t&id=157

https://www.kultboy.com/index.php?site=t&id=7905&s=2

https://www.srf.ch/play/tv/zeitspiegel/video/kap-der-digitalen-hoffnung?urn=urn:srf:video:c4287acd-d190-49a1-bb8e-7aef3e38d0e6

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert