René Bauer
Prinzipiell ist die Konstellation Researcher* und Zeitzeuge zur selben Zeit schwierig. Wie kann der Gegenstand vom Researcher getrennt werden, wie kann sichergestellt werden, dass der Researcher* nicht nur nach seiner Vergangenheit sucht? Und nichts entdeckt als seine persönliche subjektive Wahrnehmung der Zeit? All das sind selbstverständlich Fallen und Wege hinaus gibt es nur teilweise Wege: Klare Trennung der Rollen in den Gehandelt wir, Offenlegung dieser und selbstverständlich für die Rolle des Researchers*: Wissenschaftsethik und Absicherung durch historische Fakten und Zeitzeugen etc. Leider entkommt man dabei weiterhin nicht unbedingt allen Fallen. Immerhin rekonstruiert Person* heute, eine (im schlimmsten FAll seine) Geschichte von damals.
Zeitzeugen als Forschungstreiber*
Leider ist dies oft nicht vermeidbar, weil das Interesse an gewissen Epochen – etwa Games und 80er/90er Jahre eigentlich nicht wirklich da ist – ausser man redet über den Entertainment-Mainstream wie Consolen Games. Und Zeitzeugen stossen diese Forschung auch teilweise an, weil sie Wollen, dass eine gewisse Zeit reflektiert wird – im folgenden Fall die Digitalisierung im CHLudens-Projekt.
Zeitzeugencheck: Zeitzeuge und/vs Modell
Neben diesen Fallen gibt es allerdings auch einen Interessanten Aspekt, der sehr hilfreich sein kann. Als Zeitzeuge war man Teil jenes historischen Systems. Es gibt also Erfahrungen aus diesem System mit all ihren Möglichkeitsräumen. Dieses Erlebte und der Möglichkeitstraum sind selbstverständlich nicht universell. Dennoch muss klar sein: Eine Konstruktion einer Zeit und dessen System, muss diese singulären Erfahrungen enthalten. Ein Zeitzeuge ist also im besten Fall auch einer, der sagen kann: Moment. Euer Modell mag ja stimmen, aber wo bitte sind meine Erfahrungen. Wo werden sie modelliert und wo befinden sie sich in diesem System.
Dieser Zeitzeugencheck ist eine interessante Methode, weil sie dazu auffordert die verschiedenen „singulären Wahrheiten“ in ein System oder ein Modell zu bringen.
Forschungsperspektive
Als Teilnehmer an einem Forschungsprojekt – Rolle: Forschender – ist diese Position natürlich auch belastend, weil man zusehen kann, wie Geschichte ‚kontruiert‘ wird. Wie Sachzusammenhänge, die sich erst konstruiert haben danach, entstehen und rückprojeziert werden. Anders gesagt, man kann live zuschauen, wo gerade der aktuelle Stand der Rekonstruktion eines Systems ist (Und ja das ist alles disktuierbar). Besonders interessant, wenn das Wissen der der Wissenschaft einfach mal angewendet wird ohne Rücksicht auf Verluste und in den Interviews etc. nach Bestätigung gesucht wird.
Dann kann man dann als Zeitzeuge/Zeitzeugencheck schon fassungslos daneben stehen. Dennoch liegt auch hier gerade der Vorteil im Einbezug von Zeitzeugen: Sie können sich noch wehren für ihre (ja konstruierten) Erinnerungen oder eben Antwort geben auf Fragen jener Zeit. Wie diese eingeordnet werden im Modell – in welcher sozialen Ecke sie dann stehen, ist dabei natürlich eine andere Frage.
Eigenverortung von Zeitzeugen vs Geschichtsverortung
Als Zeitzeuge ist es auf jeden Fall auch interessant zu sehen, wie man sich selber verortete und wo man heute verortet wird. Leider entsteht auch hier allzuschnell eine rückwärtsgerichtet Interpretation.
Und ja das könnte man durchaus auch dialektisch lesen.